Kein Leim, kein Metall, stattdessen ein kunstvolles Ineinander der konstruktiven Teile: Reine Holzverbindungen haben in Japan eine Jahrtausende währende Tradition. Als wichtiger Bestandteil der Zimmermannskunst spiegeln sie die Prinzipien von Präzision, Ästhetik und Langlebigkeit wider. Werte, die aktueller sind denn je.
Shigeru Ban verbindet traditionelle japanische Bauweisen mit moderner Architektur. Viele seiner spektakulären Bauten weisen eine Tragstruktur auf, die gänzlich ohne Leim oder zusätzliche Stahlverstärkungen auskommt. Auch auf reines Zierwerk verzichtet er komplett: Jedes Element hat seinen Platz und seine zugewiesene Funktion. Bei aller Klarheit und Ästhetik wirken seine Konstruktionen dennoch kunstvoll und bisweilen kapriziös. Ban, der bereits in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit Holz und recyceltem Karton zu experimentieren beginnt, gelingt der Durchbruch 1986. Inspiriert von den Röhren der Papierrollen, die in seinem Büro übrig bleiben, setzt der Architekt auf Papprollen zur Konstruktion von Wänden, Dächern und tragenden Strukturen. So entstehen neben eleganten Wohnhäusern auch temporäre Notunterkünfte für den Einsatz in Krisengebieten. Ein Engagement, das bei der Verleihung des Pritzker-Preises 2014 gesonderte Erwähnung findet. Schon 14 Jahre zuvor erfährt Ban für die bis dato größte (Alt-)Papier-Konstruktion weltweite Aufmerksamkeit: Der japanische Pavillon, den er in Zusammenarbeit mit dem deutschen Architekten Frei Otto für die Weltausstellung in Hannover konzipiert, kann am Ende der Weltausstellung demontiert und vollständig recycelt werden.